Der blaue Bär
Postkarten-Prosa 05/06


Am Abend, als der blaue Bär das Nachtauge erbrach und es hart aufs Pflaster schlug, hatte ich beide Hände frei für eine Partie Billard.

Wenn es dunkel wird in Cadaques führe ich meinen blauen Bären aus von einer Bar in die nächste und auf den Wegen gönnen wir uns eine große Portion Sternenhimmel gewürzt mit einer guten Prise Seeluft.
Vergesst eure Interpretation. Der blaue Bär ist nur ein Rucksack, ein Teddy ohne Holzwolle mit einem Reißverschluss der ihn zu meinem Beuteltier macht. Nur ein Rucksackund dennoch ist er eine gute Fee erfüllt er mir doch drei Wünsche gleichzeitig.

Mein blauer Bär macht mich leicht. Als Halbschwergewicht, von Statur und Mimik, verliere ich mit dem Kuscheltier auf meinen breiten Schultern an Verdrängung. In seinem Gefolge bekomme ich Locken wo ich nie welche hatte, werde ich ein Typ zum Anfassen, auch wenn sich die Damenwelt darauf beschränkt den blauen Bär zu kraulen. Und zu guter Letzt birgt der blaue Bär das Nachtauge.
Damit jage ich den magischen Augenblick in Schwarz Weiß, spüre ihm nach Sonnenuntergang in den verrauchten Bars auf und banne ihn mechanisch auf die dünne Haut eines Diafilms. Das Frontera ist ein gutes Revier. Wer sich in die Lichtkuppel begibt die sich über dem Billardtisch wölbt, gerät mir ins Visier.

"Are you famous?"
Die junge Spanierin ist auch auf der Pirsch. Ihre großkalibrigen Augen sind durchgeladen und zielen auf mein Herz, doch hat sie ihr Wild um einige Meter verfehlt. Ich schüttele den Kopf und verweise mit ausgestecktem Arm auf den blonden Maler mit Zopf. Sie bedankt sich und geht. Später mache ich ein Foto mit dem ich vielleicht noch einmal berühmt werde.

    

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